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Wikileaks über (deutsche) Politiker

Donnerwetter! Das sind aber mal echte Tip-Top-Erkenntnisse, die man (endlich!) über unsere und andere Politiker erfahren kann. Gesammelt von US-Diplomaten in aller Welt und zugetragen von Informanten wie dem "jungen, aufstrebenden Parteigänger der FDP".

"Merkel meidet das Risiko"
Ach was, wirklich? Pssst - ganz ohne Wikileaks: Sie scheut auch die offene Konfrontation bei wichtigen innenpolitischen Themen und packt Probleme nicht an...

"Seehofer ist unberechenbar"
Nanu, wer kommt denn auf sowas? Und kein bisschen Sex und ganz ohne Crime?

"Westerwelle ist aggressiv"
Na, hoffentlich lässt er das nur am politischen Gegner und nicht am Ehemann aus...

"Niebel eine schräge Wahl"
Jetzt wissen es sogar die Amis...

"Nordkoreas Diktator soll „epileptische Anfälle“ haben"
Oha - das erklärt natürlich konvulsivische Artilleriezuckungen an der Grenze zu Südkorea

"Putin gilt als Alpharüde"
Endlich hat mal jemand eine Erklärung für dessen Kampfsportübungen, Reiterspielchen, Oben-Ohne-Fotos und James Bond Allüren gefunden, die seit Jahren durch die Presse geistern...

"Gaddafi lässt sich von einer üppigen blonden Krankenschwester" betütteln

während in Italien das große Zittern wegen zu erwartender Neuigkeiten über

Berlusconis
"Details zu Teenagerliebschaften" zu erwarten sind.

Oh lala - Das ist in der Tat ja noch spannender als die Botschaft, dass in China auf einen Schlangenburger gespuckt wurde...

"Mahmud Ahmadinedschad wird als „Hitler“ beschrieben"

Sowas von originell und gleichermaßen präzise analysiert: Danke, Danke Wikileaks, diese bahnbrechende Einschätzung über den "Irren aus Teheran" (Bild) endlich auch einmal öffentlich gemacht zu haben.

Das sind also die herausragenden Erkenntnisse, die den Amerikanern helfen, die Welt zu durchauen. Dumm gelaufen, dass man die jetzt scheibchenweise im Internet (oder bei Spiegel Online) nachlesen kann. Außenministerin Clinton hat gewiss viel Spaß dabei, durch die Welt zu telefonieren, um sich für die Erkenntnisse ihrer Diplomaten zu entschuldigen und die Wogen im Wasserglas zu glätten...

Was für eine Farce einer Wahl. Handverlesenes Stimmvieh in der Bundesversammlung wird am Ende den wählen, der eben schon vorab als Sieger feststeht. Auserkoren von der Kanzlerin Merkel. Und auch wenn diese nach zwei gescheiterten ersten Wahlgängen einigermaßen bedeppert aus der Wäsche schaut, besteht natürlich an der einfachen Mehrheit für den Kandidaten Wulff im dritten Wahlgang nicht der Hauch eines Zweifel. Gegenkandidat Gauck bleibt chancenlos. Die paar Suppenspucker aus der CDU-CSU-FDP-Bande werden daran nichts ändern. Was für eine lächerliche Veranstaltung für ein lächerliches Amt. Wie lächerlich es ist, hat der unrühmliche Abgang von Herrn Köhler nur noch einmal allzu deutlich gemacht. Mangelnden Respekt vor dem Amt hatte Köhler konstatiert und dieses mit seiner eigenen Flucht aus eben diesem unfreiwillig komisch belegt.

Immerhin, das Bundespräsidentenamt ist ein gut bezahlter Job, der für einen 50-jährigen Parteisoldaten rosige Aussichten beschert. Wird das "bescheidene Salär" von weit über 200.000 Euro pro Jahr doch bis zum Ableben des Herren gewiss regelmäßig und pünktlich überwiesen.

Auch wenn es die GEZ nicht glauben mag und alle paar Monate ungläubig schriftlich nachfragt: In unserem Haushalt gibt es seit Jahren kein Fernsehen mehr. Über die Dummheit des Privatfernsehen muss man sich nicht weiter auslassen und seit einigen Jahren versuchen die Öffentlich-rechtlichen sich diesem Niveau anzupassen. Mit Erfolg.

Zur Information übers Tagesgeschehen sind Internet und Radio normalerweise allemal ausreichend.

Welchen Stellenwert das Medium Radio mittlerweile im öffentlichen Leben spielt wird durch die "Nicht-Live-Übertragung" des Rede-Duells von Kanzlerkandidat Steinmeier mit Kanzlerin Merkel am 13.09.2009 dokumentiert. Das ist nämlich eine reine TV-Veranstaltung.

Aus meiner Sicht ein Armutszeugnis für die Entwicklung der Medienlandschaft. Andererseits bleibt einem vermutlich einiges an heißer Luft in den Ohren erspart.

Außerdem wird Politik bekannterweise ja doch eher optisch vermittelt - CDU-Politikerin Lengsfeld macht's exemplarisch vor:

Keine Merkel, kein Steinmeier - Radiohörer werden verschont

UPDATE am Abend
...und siehe da - wirklich aufregend kann es nicht gewesen sein. Schließlich können sich 30.000 BILD-Leser nicht irren:

Keine Merkel, kein Steinmeier - Radiohörer werden verschont

...und wie es der Zufall so will und "Kreis-schließend" gibt es auch etwas zur Motivation von Vera Lengsfeld:

Keine Merkel, kein Steinmeier - Radiohörer werden verschont

Sie sollen ruhig weiter rätseln - wir wissen Bescheid. Große Brüste sind eine - ach was - *die* Schlüsselqualifikation für Bundespolitikerinnen und die Kanzlerin sowieso. Wenn es die CDU nicht weiß, wer dann?