[Edit] Vieles muss ich zurück nehmen, denn wenn Meister die Instrumente in die Hand nehmen... [Ende Edit]
Wahrscheinlich wird jeder halbwegs aufgeweckte Blogger die Gunst der Stunde nutzen, um mit einem mehr oder minder interessanten Beitrag am aktuell "insten" aller In-Themen zu partizipieren. Da kann der Heidelberg-Blogger auch die Klappe nicht halten.
Natürlich nervt das Dauergetöse und in der Tat vergeht einem der Spaß an Fußballübetragungen, wenn kein kollektives Stöhnen bei vergebenen Chancen oder Massengejubel beim Ball im Netz das Spielgeschehen auch für Flaneure in den Straßen zum Erlebnis macht. Wie so oft weiß man manche Dinge erst zu schätzen, wenn sie plötzlich nicht mehr da sind: Ohne akustische Stadionstimmung ist der Spaß nur noch halb so groß. Bestenfalls.
Selbstverständlich ist es nicht rassistisch, wenn man das gleichmachende Getöse eben nicht als kulturelle Eigenheit der südafrikanischen Gastgeber demütig und kommentarlos erträgt, sondern einfach als das bezeichnet, was es ist: Nervensägende Dauerbeschallung. Langweilig, laut und doof. Wenn ich so etwas haben will, dann stelle ich mich Samstagsmittags in den Garten und lausche der Kakophonie der umgebenden Rasenmäher-Attacken.
In einer Zeit, in der wir uns aufmachen zum Mars zu fliegen, sollten unsere Fernseh- und Radiosender (hoffentlich noch rechtzeitig) in der Lage sein, das gleichtönige Geräusch heraus zu filtern. Vielleicht könnte man stattdessen den Ton von irgendwelchen Public-Viewing Plätzen einspielen, synthetisch erzeugen oder geschickt aus den größten Spielen der Verangenheit herausschneiden und wiederverwerten.^
[Edit: Beim Spiel England - USA scheint sich schon etwas getan zu haben? Wurden Vuvuzelas zerschlagen? Ein wirksamer Filter eingesetzt? Jedenfalls hört man in diesem Spiel über dem Dauergesurre auch noch gelegentlich die Zuschauer. Vermutlich sind's die englischen Fans, die sich akustisch behaupten...]
Interessant in diesem Zusammenhang übrigens ein Beitrag, den ich vor einigen Tagen im Radio erlauschte. Da ging es in einem Feature um Fußball in Südafrika und um verfeindete Fans zweier Fußballvereine, die sich vor Jahren noch bekriegten und die erst in einem ausgesprochen langen Prozess eine Annäherung gefunden haben. Die geht mittlerweile soweit, dass ein friedliches Miteinander, gemischt auf den Rängen und übers Stadium hinaus möglich geworden ist. Und unter diesem Aspekt, spielt vielleicht auch der gleichmacherisch emotionsarme Soundteppich eine heilsame Rolle. Wo alle ins gleiche Horn stoßen, gibt es eben auch wenig Raum für Aggression und Gewalt. Die einen sind nach 90 Minuten Dauerblasen außer Puste und die anderen vom akustischen Terror so geplättet, dass sie nur noch betäubt nach Hause wanken...
PS: Natürlich gibt es schon die obligatorische Facebook Hassgruppe und der Tröten-Anbieter (made in Germany), weist hastig auf der Website darauf hin, dass seine Vuvuzela aus drei Teilen besteht (zerbricht bei Nutzung als Schlaginstrument!) und nur mit 125, 5 dB lärmt (im Gegensatz zum Modell aus Südafrika, das 138,5 erreicht. Der TÜV Rheinland bestätigt eine "gefühlte Halbierung der Lautstärke"...).
Pfiffige Schweizer haben übrigens das Modell Alphorn-Vuvuzela auf den Markt gebracht. Sie bestätigen ihrem Plastikgeräuscherzeuger "Swissness pur", was aber kaum darüber hinweg täuschen kann, dass wir es hier mit einem arg geschrumpften Alphorn zu tun haben, das zudem nur mit knapp über 100 dB aufwarten kann und das auch nur "mit etwas Geschick". Dafür auch hier: Sollbruchstellen! Offensichtlich scheinen Vuvuzela-Anbieter ihr Klientel tatsächlich für latente Schläger zu halten?!
Die Website vuvuzela.org sammelt fleißig Online-Unterschriften unter dem Motto "Gegen Vuvuzela - Pro Stimmung!" und mittlerweile gibt es Vorschläge, die nächste WM in Peru zu veranstalten, um von tausenden Panflöten eingelullt zu werden. Die Besucher süddeutscher Fußgängerzonen werden sich wie zuhause fühlen.
Sprachlich-fäkal, kurz und bündig der Kommentar des Lindwurms: "Scheiß Vuvuzela"
Unglücklich dürften deutsche Vuvuzela-Fans bei den meisten Public-Viewing Veranstaltungen sein, denn da sind Vuvuzelas in der Regel verboten. Schließlich warnen Ärzte vor Hörschäden durch die Plastik-Teilchen. Falls die Trommelfelle tatsächlich in Mitleidenschaft gezogen wurden zahlt die Unfall-Versicherung - weiß die Rheinpfalz.
Der Dwarslöper gibt den Eigenbautipp zur niedersäschsischen Variante der Vuvuzela. Dünesieben meint - politically korrekt - "es ist halt Südafrika und die haben nun mal die Vuvuzela" und garniert das mit einem zitierten O-Ton aus einem südafrikanischen Stadion "Tell the Germans to relax and enjoy!" - nun denn.
Und klar, natürlich gibt es auf der dunklen Seite der Computer-Macht, also drüben bei Steve Jobs, eine App fürs Ei-Phone...
Spiegel Online befasst sich mit dem Thema: "Fernsehmacher verzweifeln am Stadion-Tinnitus", konstatiert "Zuschauerwut" und dokumentiert die Hilflosigkeit der Sender dem Dauergesumme mit technischen Mitteln Herr zu werden.
Und siehe da, die Techpoeten präsentieren den hausgemachten Vuvuzela-Filter!
Klar, die Jecken von der TAZ hingegen tröten: "Vuvuzela, ich liebe dich" - Opposition um der Opposition Willen schimmert da durch die Zeilen, das brauchen sie gelegentlich beim, ansonsten grundsympathischen, Blättchen aus Berlin.
Selbstverständlich gibt's auch bei Youtube Infos zur Vuvuzela:
[youtube SrYb9qtO8OQ]
...und wer spricht noch von Lena, jetzt, wo es das Vuvugirl gibt?
[youtube p4cDdJ67aNk]